Chinas Weg zum Gipfel

Andy Liu, Assistant General Manager bei Delta Industrial Automation zum Entwicklungsplan "Made in China 2025" – dem aktuellen Fortschrittsmanifest für die chinesische verarbeitende Industrie.

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    Chinas Weg zum Gipfel

 IEN D-A-CH: Der Entwicklungsplan "Made in China 2025" wurde jüngst von der chinesischen Regierung vorgestellt. Welche Aufgabe kommt dabei dem Technologie-Anbieter Delta zu?

Andy Liu: "Made in China 2015" ist ein Maßnahmenplan zur Modernisierung der verarbeitenden Industrie. Es handelt sich dabei um einen Zehnjahresplan, der das Ziel verfolgt, Chinas verarbeitende Industrie global auf höchstem Niveau wettbewerbsfähig zu machen. Als Anbieter von Automations-Technologien verfolgt Delta die Entwicklung der verarbeitenden Industrie sehr aufmerksam. China hat in den vergangenen Jahren seine Produktionskapazitäten nach und nach modernisiert. Auch aufgrund staatlicher Beihilfen haben viele Unternehmen massiv Roboter und Automationssysteme in den Fabriken eingeführt. "Made in China" verfolgt das Ziel, chinesische Produzenten so auszustatten, dass sie auf dem technologischen Niveau der USA und Europas antreten können. Delta ist in diesen Prozess eng eingebunden. Mit unseren Robotern und Automatisations-Lösungen unterstützen wir die technologische Aufrüstung unserer chinesischen Kunden beziehungsweise der verarbeitenden Industrie massiv.

 

IEN D-A-CH: Was ist der Hauptunterschied zwischen der verarbeitenden Industrie in China und Europa?

Liu: Es ist vor allem der technologische Vorsprung Europas. Im Ergebnis von 400 Jahren des technologischen Fortschritts verfügt Europa heute über eine starke industrielle Basis, die auf einem tiefen technologischen Hintergrund beruht. In China ist die Ausgangslage ganz anders. China hat eine lange Tradition als Agrarland. Die Industrialisierung nahm erst in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts mit Mao Zedong ihren Lauf. Dieser späte Start wirkt auch heute noch nach.

China hat in den vergangenen Jahrzehnten mit riesigen Schritten aufgeholt und der genannte Modernisierungsplan wird diesen Aufholprozess weiter beschleunigen. Während Europa derzeit Industrie 4.0 und Nachhaltigkeit entwickelt, tritt China nun in die Phase Industrie 3.0 ein. Doch dies muss kein Nachteil sein. Da die neuen digitalen Technologien zunehmend für alle verfügbar sind, kann die chinesische Industrie direkt mit Industrie 4.0 beginnen und Industrie 3.0 überspringen. Indem die chinesische Industrie nun die neuesten Produktionstechnologien einführt, spart sie sich die Kosten für die Modernisierung bestehender Anlagen, wie derzeit in Europa der Fall. In den Modernisierungsplan "Made in China 2025" haben die Behörden natürlich auch die Gewinnung neuer Energiequellen und die Digitalisierung der Wirtschaft als feste Meilensteine verankert.

 

IEN D-A-CH: Werden Sie ihre Geschäftsaktivitäten in Europa weiter ausbauen, und vor allem wo?

Liu: Wir wollen vor allem bei modernen Steuerungs- und Motion-Systemen sowie mobilen Geräten stärker Präsenz zeigen. Unsere Geschäfte in Italien und vielen anderen europäischen Ländern wachsen stark und wir lernen ständig über hiesige Industrietrends und Kundenbedürfnisse hinzu. Italien ist dabei ein sehr interessanter Markt für uns. Das Land hat schwere Jahre hinter sich, aber das ist Vergangenheit. Wir wollen hier wachsen und gleichzeitig unser Vertriebsnetz sowie die Anknüpfungspunkte mit unseren europäischen Partnern ausbauen. Diese sind bereits in den Service von Delta eingebunden und wir möchten diese nun auch als technische Servicekräfte in das bestehende Netzwerk stärker einbinden.

 

IEN D-A-CH: Herr Liu, besten Dank für das Interview und viel Erfolg.

 

Alessandro Bellasio, Editor IEN Publikationen