„Das Internet der Dinge wird eine wichtige Rolle spielen“

Interview mit Oliver Frese, Mitglied des Vorstands Deutsche Messe AG und Verantwortlicher für die CeBIT

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IEN D-A-CH: Herr Frese, in knapp einem Monat öffnet die CeBIT ihre Pforten auf dem Hannoveraner Messegelände. Wie zufrieden sind Sie mit der Anzahl der ausstellenden Unternehmen, und wie stellen sich die Anmeldezahlen im Vergleich zum Vorjahr dar?
Frese: Im vergangenen Jahr haben wir die CeBIT erstmals mit einem klaren Fokus auf den Fachbesucher veranstaltet. Mit "IT.Business.100 %" haben wir es auf den Punkt gebracht. Dieses Konzept ist voll aufgegangen. Wir haben nach der Veranstaltung sehr positive Resonanz aus dem Markt erfahren und dies spüren wir auch in den aktuellen Anmeldezahlen von Ausstellern aus aller Welt. Für konkrete Zahlen ist es aktuell noch zu früh, aber wir gehen aktuell davon aus, dass die CeBIT wieder wächst. Wichtig ist aber vielmehr, dass wir mit unserem Topthema d!conomy - eine Wortschöpfung aus "digital" und "economy" - das richtige Themenfeld getroffen haben. Die digitale Transformation betrifft alle Bereiche, alle Unternehmen - unabhängig von Größe und Branche. Das Digitale wird immer mehr zu einer strategischen Herausforderung für jeden, der in den Unternehmen Verantwortung trägt.

IEN D-A-CH: Welche Highlights wird es in diesem Jahr aus Ihrer Sicht auf der CeBIT geben?
Frese: Unsere Aussteller werden wieder viele tausend Innovationen mit nach Hannover bringen. Deshalb fällt es schwer, das eine Highlight in den Mittelpunkt zu stellen. Aber ich bin sicher, dass das Internet der Dinge auf vielen Ständen eine wichtige Rolle spielen wird - in all seinen Aspekten. Dabei geht es weniger um den intelligenten Kühlschrank oder um eine smarte Kaffeemaschine. Sondern vielmehr um die gesamte Wertschöpfungskette und die technischen Bestandteile, um das Internet der Dinge möglich zu machen, beispielsweise die Netzwerke, Cloud-Lösungen, Big Data-Analyse-Tools bis hin zum Rechenzentrum. Dort werden die gigantischen Datenmengen verarbeitet und analysiert. Und aus diesen veredelten Daten können die Unternehmen dann für sich neues Wachstum generieren. Aus meiner Sicht sollte jeder Unternehmer sich die Frage stellen, wie die Digitalisierung sein Geschäft, seine Wertschöpfungsketten und seine Produktionsabläufe künftig beeinflussen wird. Auf der CeBIT wird er die entsprechenden Antworten finden. Deshalb ist ein Besuch der CeBIT auch so wertvoll.

IEN D-A-CH: Was erwartet den Besucher neben der eigentlichen Ausstellung noch?
Frese: Eine internationale Leitmesse für die digitale Wirtschaft muss neben einer breiten Ausstellung auch immer zusätzliche Inspiration bieten. Deshalb haben wir die CeBIT Global Conferences in diesem Jahr noch stärker ausgebaut und einen noch weiteren Fokus auf die inhaltliche Tiefe der Vorträge gelegt. Wir haben eine große Bandbreite hoch interessanter Sprecher aus aller Welt gewinnen können, die ihre Ideen und Visionen mit den Besuchern zu teilen. Nur einige Namen: Der Gründer des Handyherstellers Xiaomi, Lee Jun, wird in Hannover sein und ebenso der Gründer des chinesischen Internetkonzerns Alibaba, Jack Ma. Der Investigativ-Journalist Glenn Greenwald wird sprechen, ebenso auch der US-Starökonom Jeremy Rifkin. Dies sind nur einige Namen einer hochkarätigen Rednerliste mit rund 200 Namen der internationalen IT-Branche, auf der selbst auch Rockstar Peter Maffay nicht fehlt.

IEN D-A-CH: Das diesjährige CeBIT-Partnerland ist China. Wie wird sich dieser Wirtschaftsgigant in Hannover präsentieren?
Frese: China ist das stärkste Partnerland der CeBIT aller Zeiten. Mehr als 600 Unternehmen werden sich auf der CeBIT in allen Themenfeldern präsentieren darunter auch große Konzerne, die in den vergangenen Jahren - nahezu unbemerkt von der westlichen Welt - in die Spitzenliga der internationalen IT-Wirtschaft vorgedrungen sind. China wird eindrucksvoll unter Beweis stellen, dass die Nation nicht nur ein spannender Markt ist, sondern ganz oben mithalten kann und westliche Internetgiganten vor Herausforderungen stellen wird .

IEN D-A-CH: Machen Sie bei Ihren chinesischen Partnern eine besondere Erwartungshaltung aus, die sie an ihre Messeteilnahme knüpfen?
Frese: Viele chinesische Unternehmen, die sich präsentieren werden, suchen auf der CeBIT den Einstieg in den europäischen und internationalen Markt. Denn schon mehrere Unternehmen haben gezeigt dass sie in Europa sehr stark wachsen können, beispielsweise Huawei und ZTE.

IEN D-A-CH: Gerade vor dem Hintergrund des aktuellen Mega-Themas Industrie 4.0 sind aus Sicht der produzierenden Industrie vor allem die Bereiche Cloud Computing, Big Data, Internet of Things und natürlich die Datensicherheit von großer Bedeutung. Wie werden diese Themen im Speziellen auf der CeBIT abgebildet?
Frese: Das Thema Sicherheit steht bei der CeBIT so sehr im Vordergrund, wie bei keiner anderen Veranstaltung im IT Umfeld weltweit. In der Tat ist es ein Thema das großer Beachtung verdient, denn gerade bei der Entwicklung des Internets der Dinge ist die Sicherheit von Systemen und Anwendungen immer stärker gefragt. Hinzu kommen die Milliarden Schäden, die weltweit durch Cyberkriminalität entstehen. Diese gilt es durch immer bessere Systeme und Lösungen zu vermeiden. Wir haben die zwei wesentlichen Aspekte, nämlich die Business Security in der Halle 6 und die Physical Security in der Halle 12, dort direkt neben dem Thema Datacenter@CeBIT, platziert. In beiden Bereichen sind sehr namhafte Unternehmen vertreten. Wir erkennen, dass Sicherheit inzwischen immer stärker in die Systeme integriert wird und nicht mehr nur als Programm am Ende der Entwicklung von Anwendungen drauf gesetzt wird.

IEN D-A-CH: Erwarten Sie aufgrund des gerade heiß diskutierten Themas der Datensicherheit und der damit verbundenen Zurückhaltung der produzierenden Unternehmen, Cloud-Dienste zu nutzen, möglicherweise einen besonders großen Besucherzuspruch, da der Aufklärungsbedarf sehr groß ist? Kann die CeBIT hier vielleicht sogar neues Vertrauen schaffen?
Frese: Ich bin sicher, dass es in der Tat vielen Ausstellern auf der CeBIT gelingen wird, weiteres Vertrauen in Cloud-Lösungen zu schaffen. Denn ohne Zweifel ist es mittlerweile gelungen, die Systeme deutlich sicherer zu machen. Das interessante an Cloud-Lösungen ist ja, dass für Unternehmen große Effizienzpotenziale darin stecken.

IEN D-A-CH: Im Zusammenhang mit dem Internet der Dinge hat die CeBIT den sogenannten CODE_n Innovationswettbewerb ausgelobt. Bitte erläutern Sie uns, was es damit auf sich hat und wie diese Initiative auf der Messe erlebbar wird.
Frese: Unternehmen sind immer weniger in der Lage angesichts der hohen Innovationsdynamik die notwendigen neuen Geschäftsmodelle und Services aus eigener Kraft zu entwickeln. Deshalb sind viele große Unternehmen oder auch die politische Seite sehr stark an der Startup-Szene interessiert. Denn die jungen Unternehmen sind in der Lage, Geschäftsmodelle und gesamte Wertschöpfungsketten völlig neu, völlig digital und auch disruptiv zu denken. In diesem Zusammenhang ist auch der weltweite Startup-Wettbewerb CODE_n zu sehen, bei dem sich in diesem Jahr unter dem Motto "Into the Internet of Things" mehr als 400 Unternehmen beworben haben. Die 50 besten können sich auf der CeBIT in der Halle 16 präsentieren. Zusammen mit dem neuen Angebot der CeBIT für Startups und ihr gesamtes Ökosystem - SCALE 11 - werden wir eine sehr kreative und geschäftstüchtige Atmosphäre erleben können. Insgesamt werden sich auf der CeBIT über 350 Start-ups aus aller Welt präsentieren.

IEN D-A-CH: Was könnte Fachbesucher aus dem Bereich der Fertigungsindustrie auf der CeBIT noch interessieren?
Frese: Gerade für Verantwortungsträger und Mitentscheider aus der Fertigungsindustrie erscheint mir ein Besuch der CeBIT in diesem Jahr besonders sinnvoll. Denn unter dem Stichwort Industrie 4.0 stehen gerade Produktionsabläufe in der Industrie vor dramatischen Veränderungen. Und dabei geht es vor allem darum sich Wissen anzueignen und die Systeme zu verstehen, um richtig auf die Herausforderung der Zukunft zu reagieren Entscheidungsträger aus der Fertigungsindustrie müssen sich immer stärker mit den heutigen Möglichkeiten der Themenfelder ERP, BI, CRM, ECM oder Datacenter für ihre Unternehmen auseinandersetzen. Viele Gründe also für einen Besuch des weltweit wichtigsten Event der digitalen Wirtschaft.