Industrialisierung der Produktion von Elektrolyseuren und Brennstoffzellen

Die Defossilisierung der Energie- und Grundstoffversorgung kann auch durch die Automation in der Herstellung vorangebracht werden.

  • Kompletter Stack einer Brennstoffzelle (Fraunhofer IWU)
    Kompletter Stack einer Brennstoffzelle (Fraunhofer IWU)
  • Ultraschall-Sensor der Baureihe F77 zur präzisen Abstandmessung.
    Ultraschall-Sensor der Baureihe F77 zur präzisen Abstandmessung.
  • Ultraschall-Sensor vom Typ UDC zur Doppellagen-Erkennung.
    Ultraschall-Sensor vom Typ UDC zur Doppellagen-Erkennung.
  • Bipolarplatte in Edelstahl geprägt. (Fraunhofer IWU)
    Bipolarplatte in Edelstahl geprägt. (Fraunhofer IWU)

Die Welt steht vor ei­nem fun­da­men­ta­len Um­bruch ih­rer ge­sam­ten En­er­gie­ver­sor­gung. Da­bei ste­hen al­le der­zeit be­kann­ten Ver­fah­ren auf dem Prüf­stand. Ei­ne Tech­no­lo­gie, die in den sech­zi­ger und sieb­zi­ger Jah­ren un­be­schränk­te Ver­füg­bar­keit ver­sprach, näm­lich die Atom­en­er­gie, ist aus ei­ner Rei­he von Grün­den in Ver­ruf ge­ra­ten und wird heu­te nur in we­ni­gen Län­dern in Be­tracht ge­zo­gen. Was­ser­kraft wie­der­um ist aus an­de­ren Grün­den nur be­schränkt aus­bau­bar. Un­ter an­de­rem we­gen der im­men­sen Aus­wir­kun­gen auf die Land­schaft und den da­mit ver­bun­de­nen Kon­se­quen­zen für Flo­ra und Fau­na. Bio­mas­se wie­der­um steht in Kon­kur­renz zur Le­bens­mit­tel­er­zeu­gung und stößt eben­falls auf ih­re Gren­zen.

Bis­her wa­ren al­so die fos­si­len En­er­gie­trä­ger Öl, Gas und Koh­le das Mit­tel zur Wahl. Im Ge­gen­satz zu frü­he­ren Pro­gno­sen sind sie wei­ter­hin fast un­be­grenzt ver­füg­bar, preis­wert und viel­sei­tig ein­setz­bar. Es ging nicht nur um En­er­gie­er­zeu­gung, son­dern auch um Grund­stof­fe für die Che­mie, die Phar­ma­zie und vie­le an­de­re Be­rei­che.

Für die Be­reit­stel­lung elek­tri­scher En­er­gie sind nun in den ver­gan­ge­nen 20 Jah­ren im­mer stär­ker zwei Ver­tre­ter der so­ge­nann­ten „Er­neu­er­ba­ren En­er­gi­en“ her­vor­ge­tre­ten. Ab­ge­se­hen von der Tat­sa­che, dass En­er­gie nicht „er­neu­er­bar“ ist, denkt je­der hier zu­nächst an Wind und Son­ne, al­so an En­er­gie­trä­ger, die schein­bar kos­ten­los zur Ver­fü­gung ste­hen. Tat­säch­lich ha­ben hier in dem be­sag­ten Zeit­raum er­staun­li­che Ent­wick­lun­gen statt­ge­fun­den, ei­ner­seits be­züg­lich der Grö­ßen­ord­nung und an­der­seits be­züg­lich der Kos­ten.

Dass heu­te Wind­kraft­an­la­gen von bis zu 18 MW pro Ein­heit auf See in­stal­liert wer­den, war noch in den acht­zi­ger Jah­ren un­vor­stell­bar. Dass wie­der­um Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen in son­nen­rei­chen Ge­bie­ten Strom zu Kos­ten von un­ter 1 Cent pro kWh er­zeu­gen wür­den, war bes­ten­falls Uto­pie.

Aus­gleich zwi­schen An­ge­bot und Nach­fra­ge

Sind da­mit nun al­le Pro­ble­me ge­löst? Kei­nes­wegs, denn es stel­len sich fun­da­men­ta­le Pro­ble­me, die lei­der über ei­nen lan­gen Zeit­raum fahr­läs­sig un­ter­schätz wur­den. Deutsch­land ist ei­nes der Län­der auf der Welt, die über ei­ne je­der­zeit zu­ver­läs­si­ge Ver­sor­gung mit elek­tri­scher En­er­gie ver­fü­gen. Das ist al­les an­de­re als ei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit, selbst in hoch­ent­wi­ckel­ten Staa­ten. Da­bei ging es bei der Aus­le­gung des Ver­sor­gungs­sys­tems im­mer dar­um, den ab­so­lu­ten Höchst­be­darf in je­dem Fall ab­de­cken zu kön­nen, auch wenn er nur für 1 Stun­de im Jahr an­fal­len soll­te. Die Er­zeu­gung rich­tet sich al­so nach dem Be­darf, nicht nur zeit­lich, son­dern auch räum­lich. Des­we­gen war es auch sinn­voll, gro­ße Kraft­wer­ke in der Nä­he gro­ßer Ver­brau­cher zu bau­en. Wo­bei dies be­völ­ke­rungs­rei­che Me­tro­po­len oder auch Stand­or­te der Schwer­in­dus­trie zum Bei­spiel sein konn­ten.

Mit den bei­den En­er­gie­quel­len Son­ne und Wind sind die­se Vor­aus­set­zun­gen nicht mehr ge­ge­ben. Die Po­si­tio­nie­rung von Wind­kraft­an­la­gen hängt von ver­füg­ba­ren Flä­chen und auch dem „Wind­an­ge­bot“ ab. Die In­stal­la­ti­on von PV-Mo­du­len hängt wie­der­um stark von der in­di­vi­du­el­len In­ves­ti­ti­ons­be­reit­schaft von Pri­vat­per­so­nen ab. Die Lie­fe­rung von En­er­gie die­ser An­la­gen ist wie­der­um von Wit­te­rungs­be­din­gun­gen ab­hän­gig.

Deutsch­land hat sich den Lu­xus von zwei En­er­gie­ver­sor­gun­gen über Jah­re ge­leis­tet, um die be­schrie­be­nen Pro­ble­me zu kom­pen­sie­ren. Auch wenn heu­te ver­kün­det wird, dass wir 46% des Stroms re­ge­ne­ra­tiv er­zeu­gen, so sind es doch an be­stimm­ten Ta­gen im Jahr kaum mehr als 20%. Je wei­ter wir die kon­ven­tio­nel­len Kraft­wer­ke re­du­zie­ren, je mehr lau­fen wir in ei­ne nicht mehr be­herrsch­ba­re Si­tua­ti­on.

Das Ver­hält­nis zwi­schen An­ge­bot und Nach­fra­ge muss al­so aus­ge­gli­chen wer­den und dies nicht nur kur­zei­tig, son­dern auch sai­so­nal. Denn es ist tri­vi­al zu er­ken­nen, dass im Win­ter mehr En­er­gie be­nö­tigt wird als im Som­mer. Es be­darf al­so ei­nes Me­di­ums, das En­er­gie über be­lie­bi­ge Zeit­räu­me spei­chern kann, leicht trans­por­tier­bar ist und sich viel­sei­tig ein­set­zen lässt, un­ter an­de­rem auch zur Rück­ver­stro­mung.

Wenn wir Deutsch­land als Re­fe­renz be­trach­ten, so wird der ge­sam­te En­er­gie­be­darf des Lan­des aber nur zu un­ge­fähr 20% durch Elek­tri­zi­tät ge­deckt, der weit­aus grö­ße­re Teil al­so im We­sent­li­chen durch Öl, Gas und Koh­le ver­sorgt. Da­zu ge­hört der ge­sam­te Ver­kehrs­be­reich, der Wär­me­markt, aber auch die In­dus­trie, ins­be­son­de­re im Be­reich Stahl, Che­mie, Ze­ment, Glas und an­de­re. Nun kann man treff­lich dar­über phi­lo­so­phie­ren, wie viel sich da­von „elek­tri­fi­zie­ren“ lässt, aber das wird letzt­end­lich die Zu­kunft zei­gen und es wird de­fi­ni­tiv von Kos­ten und Ver­füg­bar­keit ab­hän­gen.

Spei­cher­me­di­um Was­ser­stoff

Die Trumpf­kar­te in dem Spiel heißt Was­ser­stoff. Dar­über be­steht heu­te welt­weit Ei­nig­keit. Als Spei­cher­me­di­um kann er die er­ra­tisch schwan­ken­den Leis­tun­gen aus Wind- und Son­nen­en­er­gie aus­glei­chen und als Grund­stoff mit sei­nen be­kann­ten De­ri­va­ten die fos­si­len Stof­fe in al­len An­wen­dun­gen er­set­zen. Wie das in der Pra­xis ge­nau zu be­werk­stel­li­gen ist, wür­de den Rah­men die­ses Ar­ti­kels spren­gen. Un­be­strit­te­ne Tat­sa­che ist aber in­zwi­schen, dass gi­gan­ti­sche Men­gen des so­ge­nann­ten „grü­nen“ Was­ser­stoffs be­nö­tigt wer­den. Letz­te­rer wird durch elek­tro­ly­ti­sche Spal­tung mit­tels elek­tri­schen Stroms aus Was­ser er­zeugt. Es er­folgt ei­ne Auf­spal­tung von Was­ser in Was­ser­stoff und Sau­er­stoff. Die­ser Vor­gang er­folgt in ei­nem Elek­tro­ly­seur. Die Um­keh­rung des Pro­zes­ses fin­det in der Brenn­stoff­zel­le statt. Dort dient er als Treib­stoff und in Ver­bin­dung mit dem Sau­er­stoff wird dann Strom er­zeugt. Das „Ab­fall­pro­dukt“ ist Was­ser.

Der Roh­stoff Was­ser ist auf un­se­rem Pla­ne­ten de fac­to un­be­grenzt ver­füg­bar in Form der Mee­re. Strom muss al­ler­dings er­zeugt wer­den. Ge­lingt dies kli­ma­neu­tral, dann kann der Um­bau un­se­rer En­er­gie­ver­sor­gung der­art er­fol­gen, dass die Bi­lanz von CO2 Er­zeu­gung und Ab­sorp­ti­on wie­der ins Gleich­ge­wicht ge­bracht und die wei­te­re Er­wär­mung der At­mo­sphä­re ge­stoppt wer­den kann.

Der Ein­satz von Was­ser­stoff und sei­nen De­ri­va­ten wird in na­her Zu­kunft al­so von der Ver­füg­bar­keit und dem Preis ab­hän­gen. Bei der Her­stel­lung spielt zum ei­nen der Strom­preis ei­ne we­sent­li­che Rol­le und zum an­de­ren die An­schaf­fungs­kos­ten der An­la­gen. Ob­wohl tech­no­lo­gisch sehr ähn­lich, spie­len Elek­tro­ly­seu­re und Brenn­stoff­zel­len in ver­schie­de­nen Li­gen. Elek­tro­ly­seu­re ha­ben bei der Er­zeu­gung von grü­nem Was­ser­stoff ein Al­lein­stel­lungs­merk­mal, wäh­rend Brenn­stoff­zel­len im Wett­be­werb zu an­de­ren Ver­fah­ren ste­hen. Im Schwer­last­ver­kehr et­wa kon­kur­rie­ren Was­ser­stoff­an­trie­be mit bat­te­rie-ge­trie­be­nen Elek­tro­mo­to­ren.

Nichts­des­to­trotz geht es in bei­den Fäl­len um die si­gni­fi­kan­te Stei­ge­rung der Pro­duk­ti­ons­stück­zah­len, um ei­ner­seits den mas­siv wa­chen­den Be­darf zu de­cken und an­der­seits die Kos­ten nach­hal­tig zu re­du­zie­ren. Es geht al­so um die In­dus­tria­li­sie­rung, sprich Au­to­ma­ti­sie­rung der Fer­ti­gung. Kern­kom­po­nen­ten sind da­bei die Bi­po­lar­plat­ten (BPP) und die Mem­bran-Elek­tro­den-Ein­heit (MEA). Bei Letz­te­rer un­ter­schei­det man 3-, 5-, und 7-La­gen MEAs. Da­zu wer­den ka­ta­ly­ti­sche Schich­ten auf­ge­bracht, die für die elek­tro­ly­ti­schen Pro­zes­se not­wen­dig sind.

Beim Fraun­ho­fer-In­sti­tut für Werk­zeug­ma­schi­nen und Um­form­tech­nik IWU in Chem­nitz wird der­zeit das Pro­jekt „Re­fe­renz­fa­brik H2“ ge­star­tet, bei dem es um die Op­ti­mie­rung der Fer­ti­gung die­ser Kom­po­nen­ten geht. An­ge­fan­gen von der Her­stel­lung der Bi­po­lar­plat­ten, über die Funk­ti­on von Dich­tun­gen bis zum Zu­sam­men­bau des kom­plet­ten Stack, sol­len hier Ver­fah­ren un­ter­sucht, er­probt und op­ti­miert wer­den.

In ers­ten prak­ti­schen An­wen­dun­gen hat sich ge­zeigt, dass die Über­prü­fung von mög­li­chen Dop­pel­la­gen ein Kri­te­ri­um sein kann. Da­bei hat sich die Ul­tra­schall-Sen­so­rik als pro­ba­te Sen­sor­tech­no­lo­gie be­währt. Grund­sätz­lich kön­nen sol­che Sen­so­ren Dis­tan­zen im zehn­tel Mil­li­me­ter Be­reich ge­nau mes­sen, Mehr­fach­la­gen oder auch Ris­se er­ken­nen. Der Vor­teil von Ul­tra­schall be­steht ins­be­son­de­re dar­in, dass er un­ab­hän­gig von der Ma­te­ri­al­be­schaf­fen­heit des Ob­jekt, al­so der Far­be, des Ober­flä­chen­glan­zes oder der Trans­pa­renz ar­bei­tet. Dies bie­tet gro­ße Vor­tei­le ge­ra­de bei me­tal­li­schen aber auch bei licht­durch­läs­si­gen Ma­te­ria­li­en.

Mit Sen­so­ren der Bau­rei­he F77 von Pep­perl+Fuchs kön­nen Hö­hen­mes­sun­gen im Be­reich von 0,2 mm ge­nau durch­ge­führt wer­den. Dop­pel­bo­gen­kon­trol­len vom Typ UDC kön­nen Mehr­fach­la­gen er­ken­nen, da sie Grenz­schich­ten, al­so den Über­gang zu ei­nem Luft­spalt, de­tek­tie­ren. Nicht zu­letzt kön­nen die zu­ge­führ­ten Kom­po­nen­ten schlicht auf An­we­sen­heit oder ih­re La­ge über­prüft wer­den. Die­se mo­der­nen Sen­so­ren be­sit­zen ei­ne stan­dar­di­sier­te IO-Link Schnitt­stel­le, über die Ein­stel­lung vor­ge­nom­men, aber auch Zu­stands­da­ten ab­ge­fragt wer­den kön­nen. Die eben­falls ver­füg­ba­ren In­ter­face-Mo­du­le (Mas­ter) trans­fe­rie­ren die Da­ten via OPC UA zu an­de­ren Ein­hei­ten der IT-In­fra­struk­tur. Da­mit sind al­le Vor­aus­set­zun­gen ei­ner Ar­chi­tek­tur im Sin­ne von In­dus­trie 4.0 ge­ge­ben.

Au­tor: Wolf­gang We­ber, Pep­perl+Fuchs