„Benutzerschnittstelle muss für den Anwender nutzbar und sinnvoll sein“

Interview Wolfgang Ebert, Geschäftsführer WES Ebert Systeme Electronic

  • Wandeinbau-Monitor
    Wandeinbau-Monitor
  • Industrie-Trackballs zum Einbau
    Industrie-Trackballs zum Einbau

TR: Herr Ebert, welche Applikationen decken Sie mit Ihren Human Machine Interface-Lösungen ab?
Ebert: Die Mensch-Maschine-Schnittstelle ist die Benutzerschnittstelle, über die der Anwender mit einem Betriebssystem oder Computer kommuniziert. Die Kommunikation kann zum Beispiel über Maus- und Tastatureingaben erfolgen. Alternativ kann diese auch über berührungsempfindliche Bildschirme, Trackbälle und Joysticks stattfinden.
Mir ist wichtig, dass die Benutzerschnittstelle für den Anwender nutzbar und sinnvoll ist. Sie muss auf seine Bedürfnisse und Fähigkeiten angepasst sein. So hinterfrage ich im Kundengespräch, wer die Maschine wie bedienen soll (Bedienung mit oder ohne Handschuhen), wie die Betriebs- und Umgebungsbedingungen aussehen (Staub, Strahlwasser, Feuchtraum, Reinigung, hohe Temperaturen, Regen, Schnee, Chemikalien, starke Lichteinstrahlung etc.). Erst wenn diese Fragen geklärt sind, suchen wir nach einem adäquaten Eingabegerät.

TR: Bezogen auf den Umsatz, wo liegt Ihre Hauptabnehmergruppe?
Ebert: Zu unseren Kunden gehören Fertigungs- und Produktionsbetriebe, Software- und Systemhäuser, öffentliche Verwaltungen, Krankenhäuser, Schulen und Museen. Eine Hauptabnehmergruppe gibt es in diesem Sinne nicht. Oftmals wissen wir auch gar nicht, wo unsere Produkte eingesetzt werden. Bei einigen Kunden sind wir auch zur Geheimhaltung verpflichtet.

TR: In welchen Industrieanwendungen sind Ihre Produkte im Einsatz?
Ebert: Unsere Produkte werden zur Steuerung von Maschinen und Anlagen eingesetzt, wie beispielsweise in der Automobilindustrie, Pharmaindustrie, Medizintechnik und Lebensmittelindustrie. Auch in der Haussteuerung und Gebäudeautomation. Wir haben auch schon höhenverstellbare Terminals gefertigt, die im Anlieferungsbereich zum Wiegen von kompletten LKWs inklusive Ladung eingesetzt werden. Der Fahrer muss dabei das Fahrzeug nicht verlassen.

TR: Bieten Sie auch Lösungen für besonders raue Umgebungen an, etwa in IP64 oder IP65?
Ebert: Ja, wir haben IP65 Monitore mit Panel-PCs in Staub- und Spritzwasser gedichteten Gehäusen. Auch für den Außenbereich haben wir outdoorfähige Einbau-Touch-Monitore, POI-Terminals und -lösungen. Anwendungen im Außenbereich sind Wind und Wetter ausgesetzt. Displays müssen bei direktem Sonnenlicht ablesbar sein, hohen und eisigen Temperaturen standhalten, dicht sein und auch einen gewissen Schutz vor Vandalismus bieten. Am Ende entscheidet immer die Konzeption des Gesamtsystems, ob die Anwendung den Umwelteinflüssen vor Ort gerecht wird.

TR: Inwieweit müssen Ihre Lösungen für Industrieanwendungen kundenspezifisch angepasst werden, oder reicht Ihr bestehendes Angebot in der Regel aus?
Ebert: Mit unseren Standard-Angeboten versuchen wir natürlich einen möglichst breiten Anwendungskreis zu erschließen. Jedoch sind die Anwendungen und auch die Aufstellungsorte so unterschiedlich, dass man mit einem Gerät bei weitem nicht alle Anforderungen abdecken kann. Wir können unseren Kunden kundenspezifische Lösungen von Prototypen und kleinen bis hin zu mittleren Stückzahlen anbieten, gerade wenn es um Sonderanfertigungen geht. Circa zwei Drittel unserer Aufträge sind kundenspezifisch angepasst.

TR: WeIche Software-Tools bieten Sie Ihren Kunden?
Ebert: Besondere Software-Tools sind für unsere Produkte nicht notwendig, da die Eingabegeräte treiberseits auf das Betriebssystem wirken. Eigene Software haben wir jedoch auch. So haben wir beispielsweise eine Besucher-Wegeleit-Software zur Orientierung in Gebäuden entwickelt.

TR: Das Thema Service gewinnt bei vielen Industrie-Ausrüstern immer mehr an Bedeutung. Ist dies bei Ihnen ebenso, und welche Dienstletungen bieten Sie Ihren Kunden?
Ebert: Wir haben ein eigenes Repair-Center. Reparaturen und Instandsetzungen führen wir auf "Bring-in" Basis überwiegend im eigenen Haus durch. Das spart dem Kunden wertvolle Zeit. Auf Basis von Form-Fit-Function ermöglichen wir lange Standzeiten für Systeme. In den letzten Jahren haben wir aber auch den Dienstleistungssektor um die Bereiche CADKonstruktion, Projektbegleitung, Vor-Ort-Service, Wartung und Softwareentwicklung ausgebaut.

TR: Was würden Sie als die besonderen Stärken Ihres Unternehmens hervorheben?
Ebert: Wir blicken auf eine 30-jährige Erfolgsgeschichte zurück. Die WES gehörte zu den Ersten im Markt, die ihren Kunden neue Technologien wie Vielkanal-Messsysteme, Transientenrecorder, Touchscreen-Monitore und Industrie-Eingabegeräte wie Touchscreen für CRT- und TFT-Monitore, Trackballs und mehrachsige Joysticks offerieren konnte. Der Drei-Mann-Betrieb von einst hat sich zu einer mittelständischen Firma entwickelt. WES steht für 30 Jahre Erfahrung. Diesen Erfahrungsschatz geben wir an unsere Kunden weiter. Wir entwickeln und fertigen unter einem Dach, um flexibel auch bei kleinen Stückzahlen zu sein. Sonderanfertigungen sind bei uns bereits ab 1 Stück möglich, darin unterscheiden wir uns ganz erheblich vom Mitbewerb.

TR: Im Hinblick auf die Entwicklung neuer Lösungen für Industrieanwendungen: Wo sehen Sie kurz- und mittelfristig die größten Herausforderungen?
Ebert: Eine Herausforderung sind die immer kürzer werdenden Produktlebenszyklen. Gerade im Bereich der Displays und Software. Auf die alte Röhre kam der Flachbildschirm, der Einfinger-Touch hat sich zum Multitouch mit Gestenerkennung weiter entwickelt und Windows 8 folgt unmittelbar auf Windows 7. Wir spüren den Preisdruck, der von den gesättigten Märkten ausgeht. Auf der einen Seite müssen wir neue, innovative Produkte anbieten, auf der anderen Seite aber auch lange Standzeiten garantieren. Für Industriekunden ist die Reparatur oder Wiederbeschaffung der Produkte essentiell.