Intelligente Material- und Bauteileprüfung

Knapp 2.000 Besucher aus dem In- und Ausland kamen zur 20. testXpo

  • Dr. Jan Stefan Roell, Vorstandsvorsitzender der Zwick Roell Gruppe
    Dr. Jan Stefan Roell, Vorstandsvorsitzender der Zwick Roell Gruppe
  • Die neue Prüfmaschinen-Generation Allround-Line
    Die neue Prüfmaschinen-Generation Allround-Line
  • laserXtens Array mit vier integrierten Lasern
    laserXtens Array mit vier integrierten Lasern

Mitte Oktober hatte Zwick Roell, Spezialist in der statischen Material- und Bauteileprüfung, Kunden und andere Interessierte zur 20. testXpo nach Ulm eingeladen. Dabei sahen knapp 2.000 Besucher 260 Exponate nicht nur des Ulmer Unternehmens, sondern auch von 29 Fremdausstellern, die ebenfalls ihre Lösungen präsentierten. Insgesamt 57 Vorträge rundeten das informative 4-Tage-Programm ab.

Dr. Jan Stefan Roell, Vorstandsvorsitzender der Zwick Roell Gruppe, informierte zudem auf einer während der Hausmesse stattfindenden Pressekonferenz über das zurückliegende sowie das noch laufende Geschäftsjahr. 2010 lag der addierte Auftragseingang bei 153 Mio. Euro, was einer Steigerung von 33 Prozent gegenüber dem Vorjahr (115,1 Mio. Euro) bedeutet. In diesem Jahr, so Roell, liege man abermals ca. 30 Prozent besser als im Jahr zuvor und werde voraussichtlich einen Auftragseingang von 181 Mio. Euro erzielen. 2010 waren im Konzern 830 Mitarbeiter beschäftigt.
Dieser große Erfolg sei, laut Roell, nur aufgrund der großen Flexibilität der Mitarbeiter möglich gewesen. "Teilweise mussten unsere Mitarbeiter, die 2009 etwa 28 Stunden pro Woche gearbeitet haben, plötzlich 45 Stunden ran. Das muss man familiär erst einmal verkraften.", so der Unternehmenslenker.

Roell zeigte sich von der Resonanz auf die jährlich stattfindende Hausmesse begeistert. Nicht nur sei dies eine gute Gelegenheit, das Leistungsspektrum einem breiten Fachpublikum zu präsentieren. Auch den eigenen Mitarbeitern böte dies eine gute Gelegenheit, ihr Unternehmen über den eigenen Arbeitsbereich hinaus besser kennenzulernen. "Wenn sie sonst während ihrer Arbeitszeit durch die Firma gehen und schauen, was die anderen so machen, denkt jeder, die hätten nichts zu tun. Als Chef kann ich dies jederzeit machen, ohne dass mir jemand diesen Vorwurf macht. Ich nenne dies kurz TROG - Technischer Rundgang Ohne Grund", gab sich Roell selbstironisch. So bekamen die Besucher an zahlreichen Stationen Materialtests vom Betonstahl, über Komponenten in der Medizintechnik, bis hin zum Skateboard oder Kunststoff-Fußballer für den Kicker-Tisch zu sehen.

Neue Prüfmaschinengeneration
Im Rahmen der 20. test Xpo wurden auch zahlreiche neue Produkte vorgestellt. So möchte Zwick mit einer neuen Generation der Allround-Line Prüfmaschinen Maßstäbe in der statischen Materialprüfung setzen. Die Allround-Line ist ein flexibles System mit zwei Prüfräumen, das sowohl für Prüfaufgaben in der Qualitätskontrolle als auch in Forschungsprojekten eingesetzt werden kann. Je nach Anforderungen und Kraftbereich wird der Lastrahmen mit Hohlkammerprofilen oder Säulen in unterschiedlichen Baugrößen ausgeführt; größtmögliche Steifigkeit und präzise Traversenführung sind wichtige Auslegungskriterien. Die höhenverstellbaren Arbeitsräume ermöglichen die individuelle Anpassung des Prüfplatzes. Das Steck- und Schiebersystem erlaubt jederzeit das Wechseln von Probenhalter und Prüfwerkzeug, um unterschiedliche Messungen mit nur einer Prüfmaschine durchführen zu können.

Das Herzstück der Allround-Line ist die neue Regelelektronik testControl II, die nicht nur bei der Genauigkeit, Regelung und Erfassungsrate beeindruckt, sondern auch mit hohen Prüf- und Positioniergeschwindigkeiten neue Applikationsmöglichkeiten bietet. Der zusätzliche Schnellrücklauf ermöglicht kurze Taktzeiten. Eine weitere Besonderheit ist die integrierte adaptive Reglung mit automatischer Einstellung aller Regelparameter, der Online-Kompensation veränderter Probeneigenschaften sowie einer anspruchsvollen Dehngeschwindigkeitsregelung.

Die komplette Versuchsdurchführung ist unabhängig vom PC über eine Fernbedienung mit Display möglich. Darüber hinaus kann die Maschine direkt an der Elektronik oder über die Oberfläche der testXpert II-Software gesteuert werden. Das Zusammenspiel zwischen elektronischen und mechanischen Sicherheitskomponenten sowie dem softwarebasierten Sicherheitssystem garantiert einen maximalen Schutz für Anwender, Probenkörper, Messdaten und Prüfsystem.

Dehnungen berührungslos messen
Mit dem neuen Längenänderungsaufnehmer laserXtens Array sind präzise berührungslose Messungen von großen und kleinen Dehnungen möglich und das kombiniert mit einem extra großen Messweg. Anders als der Standard-laserXtens, bei dem über zwei Digitalkameras auf motorisierten Schlitten unterschiedliche Anfangsmesslängen eingestellt werden können, besteht der Messkopf des laserXtens Array aus vier fest montierten hochauflösenden Digitalkameras. Das an der Probenoberfläche erzeugte Speckle-Muster des Lasers ist eine Art Fingerabdruck der Probenoberfläche und dient als virtuelle Messmarke.

Die Probenoberfläche mit den Speckle-Mustern wird mit vier Kameras aufgezeichnet, wobei die Bilder in Echtzeit zu einem einzigen Bild zusammengefügt werden, das die gesamte Probe abbildet. Die beiden virtuellen Messmarken werden auch hier während des Belastungsvorganges mitverfolgt (SpeckleTracking). Stößt eine Messmarke an den Sichtfeldrand einer Kamera, so wird sie an das Sichtfeld der angrenzenden Kamera weitergereicht. Mit diesem Verfahren wird im Vergleich zum Standard-laserXtens ein wesentlich größerer Messbereich erzielt. Erst wenn eine der Messmarken den Rand des Gesamtgesichtsfeldes erreicht, wird auf den Durchflussmodus umgeschaltet. Dieser misst den Durchfluss des Materials unter dem Auswertefenster und bestimmt aus der Verschiebung die Dehnung am Prüfling.

Der laserXtens Array bietet dem Anwender die Messung von Dehnungen mit hoher Präzision (Genauigkeitsklasse 1, Auflösung 0,15 μm) in einem weiten Bereich der Ausgangsmesslänge - an kurzen Proben mit Messlängen ab 1,5 mm. Ein weiterer Vorteil ist, dass für die Durchführung von Zug- und Druckversuchen an Metallen und Kunststoffen keine Probenmarkierungen benötigt werden. Dies ermöglicht neben einer Zeitersparnis, insbesondere bei hohem Probendurchsatz, auch den einfachen Einsatz in Temperierkammern und automatisierten Anlagen.