Innovationen und ausgezeichnete Kundenbetreuung sind unser Schlüssel zum Erfolg

Welche Faktoren führen in einem schwierigen Wettbewerbsumfeld zum Erfolg? Wir haben mit Ralph Müller, CEO der SCHURTER Gruppe, einem führenden Hersteller von elektronischen und elektromechanischen Komponenten, Eingabesystemen und Lösungen gesprochen

  • Ralph Müller, CEO der SCHURTER Gruppe
    Ralph Müller, CEO der SCHURTER Gruppe
  • Blick auf die SCHURTER Gebäude in Luzern, in direkter Nachbarschaft zum Vierwaldstätter See
    Blick auf die SCHURTER Gebäude in Luzern, in direkter Nachbarschaft zum Vierwaldstätter See
  • Einbindung von Cobots in die Touchpanel Herstellung
    Einbindung von Cobots in die Touchpanel Herstellung

IEN D-A-CH: Wie ist es SCHURTER gelungen, sich in den letzten Jahren an die radikalen Veränderungen des Industrieumfelds anzupassen?
R.Müller:
Neue Trends wie die Digitalisierung haben einen großen Einfluss auf uns gehabt und einen neuen Ansatz bei der Entwicklung unserer Komponenten erfordert. Auf der Seite der Eingabesysteme war der Wechsel von Folientastaturen zu Touchpanels ein großer Schritt nach vorne. Wir haben uns auch für neue Anwendungen in völlig neuen Branchen, wie der Automobilindustrie, geöffnet. Vor 5 Jahren haben wir mit dem Engagement im Automobilsektor begonnen und 2017 die Zertifizierung nach IATF 16949 Qualitätsstandard erhalten. Trotzdem bleibt dies für uns ein Nischenmarkt, im Unterschied zu anderen Bereichen. So war beispielsweise die Medizintechnik in den letzten 15 Jahren sehr wichtig. Unser Ziel ist es, hier ein Rundum-Anbieter zu werden, der alle Dienstleistungen bietet: Wir kümmern uns um die Eingabesysteme, um die Elektronik, wir fügen Komponenten hinzu. Was Digitalisierung und Industrie 4. 0 bei SCHURTER betrifft, so haben wir 22 Unternehmen, von denen fast alle über das SAP ERP-System, unser Kernsystem, laufen. Eines unserer Hauptziele ist es, eine hundertprozentige Verbindung zwischen allen Konzerngesellschaften herzustellen. Wir planen, den Bestell- und Versandprozess für unsere Kunden zu digitalisieren und zu automatisieren. Die Idee ist, dass wenn wir eine Bestellung von einem Kunden erhalten, sie direkt an unser Lager und dann an unsere Produktionsstätte geschickt wird. Das möchten wir in den nächsten 2-3 Jahren umsetzen.

IEN D-A-CH: Wie sehen Ihre Anstrengungen zur Entwicklung innovativer Lösungen aus, und in welche Richtung gehen Sie dabei?
R.Müller:
Wir sind bestrebt, die besten Verkäufer und Projektleiter für uns zu gewinnen. Alle unsere Kapazitäten aus den verschiedenen Konzern­gesellschaften werden für Projekte abgestimmt zusammengeführt, um die Kompetenzen verschiedener Bereiche voll nutzen zu können. Das ist eine große Herausforderung. Meine Erwartung ist, dass es in den nächsten fünf Jahren ein exponentielles Wachstum auf der Lösungsseite geben wird. Wir haben unseren Geschäftsbereich Solutions in der Schweiz gestartet, jetzt wollen wir ihn auf die D-A-CH-Region und das übrige Europa ausweiten. Möglicherweise können wir ihn in 10 Jahren auch in die USA und nach Asien exportieren.

IEN D-A-CH: Der Geschäftsbereich Solutions feiert erfolgreich sein 5-jähriges Bestehen. Was ist der Schlüssel zum Erfolg im Bereich Gesamtlösungen, und was erwarten Sie für die nächsten 10 Jahre?
R. Müller: Als wir die Idee hatten, Lösungen anzubieten, war uns klar, dass wir diesen Bereich mit neuen Leuten von Grund auf neu entwickeln mussten. Aber dank unserer langjährigen Erfahrung als Hersteller von elektronischen Komponenten, hatten wir bereits einen guten Kundenstamm dafür. Ich habe immer zu 100 % an das Potenzial dieses Geschäfts geglaubt und wollte es unbedingt umsetzen. Bislang geben uns die Zahlen recht, und wir müssen und wollen weiter in diese Richtung gehen. Aber man muss sich auch immer daran erinnern, woher man kommt. Wir sind nach wie vor Komponentenhersteller, und wenn das Lösungsgeschäft erfolgreich ist, hat es vor allem mit diesem 80-jährigen stetigen, schrittweisen Wachstum und dem Erfolg unserer historischen Produkte zu tun. Das ist immer noch unser Rückgrat. Deshalb konzentrieren wir uns auf Komponenten, Eingabesysteme und Lösungen, aber wir können sagen, dass das Solutions-Business wie ein Dirigent ist, der den Takt vorgibt.

IEN D-A-CH: SCHURTER hat für die Produktion aller kundenspezifischen Eingabesysteme erheblich in den Einsatz von Robotern investiert. Können Sie uns mehr zu dieser Entwicklung sagen?
R. Müller: Das Geschäft mit Eingabesystemen ist kein volumenstarkes Segment: Da wir uns mengenmäßig zwischen klein und mittelgroß einordnen, ist es eines unserer Hauptziele, eine flexible Produktion zu haben. Unsere Standorte für Eingabesysteme befinden sich in Deutschland, den Niederlanden und der Tschechischen Republik. Diese Standorte haben jeweils ein anderes Profil. In Deutschland werden höhere Stückzahlen produziert, in den Niederlanden mittlere und in Tschechien hauptsächlich kleine Auflagen. Dies spiegelt sich in den verschiedenen Produktionslinien wieder: In Deutschland haben wir viele halbautomatische Prozesse implementiert, in den Niederlanden nur wenige und in der Tschechischen Republik wird hauptsächlich manuell gearbeitet. Das bedeutet, dass wir in der Tschechischen Republik viel flexibler sind als in Deutschland. Wir haben damit begonnen, kollaborative Roboter in der Montagelinie zur Erstellung von Touchscreens einzusetzen, um unsere Produktion zu verbessern, und es hat bisher sehr gut funktioniert. Aber wir stehen noch ganz am Anfang.

IEN D-A-CH: Der Umsatz der SCHURTER Gruppe verzeichnete 2018 ein starkes Wachstum von 11,4 %. Wie schaffen Sie es, Schweizer Qualitätsprodukte mit Wettbewerbsfähigkeit auf den internationalen Märkten in Einklang zu bringen?
R. Müller: Als Schweizer Unternehmen steht man vor großen Herausforderungen. Die Arbeitskosten sind bekanntermaßen sehr hoch, und wir brauchen Inhouse-Support und Experten für alle Gruppenunternehmen. Diese Unterstützung erfolgt aus Luzern. Ein hochproduktives Unternehmen zu sein, ist Teil unserer Schweizer DNA. Deshalb haben wir dort auch die Zahl der Mitarbeitenden erhöht. Wir können uns nicht vorstellen, aus der Schweiz wegzuziehen. Wir setzen Kostensenkungsprogramme um und investieren gleichzeitig viel in neue Prozesse und Maschinen, auch in Osteuropa oder an den chinesischen Standorten. Wir denken immer daran, wie sich Prozesse und auch Mitarbeiterzahlen straffen lassen. Wir sind eine kleine Organisation ohne strenge Hierarchie und binden die Menschen, die hier arbeiten wirklich in alle Prozesse ein. Rund 500 Mitarbeitende haben ihren Sitz in der Schweiz. Insgesamt haben wir fast 2100 Mitarbeitende auf der ganzen Welt.
Ich habe im Januar 2015 mit einem Umsatz von 191 Millionen und rund 1400 Mitarbeitern angefangen. Die letzten zwei bis drei Jahre sind sehr positiv verlaufen, aber die Branche ist immer in Bewegung. Der globale Bedarf hat zu einer großen Auftragsnachfrage geführt. Die globalen Distributoren haben in der Regel aber auch hohe Lagerbestände. Wir erwarten daher für die Zukunft einen leichten Rückgang an Aufträgen, auch wenn die Zahlen weiterhin positiv sind.
In den letzten Jahren haben wir uns auf neue Branchen wie Automotive und Medizintechnik konzentriert und sind auch das Risiko von Großprojekten eingegangen - was für die SCHURTER Gruppe ungewöhnlich ist. Wir haben auch eine „Wunschliste“ für Neukunden erstellt, die wir gewinnen wollen. Die Idee dahinter ist: Wenn Sie erfolgreich sein wollen, müssen Sie mit den Besten zusammenarbeiten und von ihnen lernen, um bereit zu sein, Ihre Geschäftsmöglichkeiten zu erweitern. Es wirkt sich auch positiv auf die Mitarbeitenden aus, da sie stolz darauf sind, für große, inspirierende Kunden zu arbeiten.

IEN D-A-CH: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Müller.