"Unsere Stärke: Wir beherrschen die Vielfalt"

Wo sich Maschinen, Anlagen, Wellen bewegen oder drehen ist meist auch Mayr Antriebstechnik im Spiel

  • Mayr Antriebstechnik Geschäftsführer Günther Klingler
    Mayr Antriebstechnik Geschäftsführer Günther Klingler
  • "Unsere Stärke: Wir beherrschen die Vielfalt"
    "Unsere Stärke: Wir beherrschen die Vielfalt"
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    "Unsere Stärke: Wir beherrschen die Vielfalt"

IEN D-A-CH: Herr Klingler, wie schaut der Messekalender der Mayr Antriebstechnik aus?
Günther Klingler: Wir hatten natürlich auf der Hannover Messe unseren größten internationalen Jahresauftritt. Auf regionalen Messen wie der Motek in Stuttgart konzentrieren wir uns auf Überlast-, Wellenkupplungen und Bremsen. Auch die Interlift in Augsburg ist für uns wichtig, da wir sehr stark im Aufzugsbereich vertreten sind. Hinzu kommt die EMO für Metallbearbeitung in Mailand. Dann sind wir natürlich auch auf der SPS IPC Drive, die inzwischen eine Stellung wie die Hannover Messe hat. International insgesamt über 40 Messeauftritte jährlich - also Messen haben wir genügend.

IEN: Was bekommen wir auf der Motek zu sehen?
Klingler: Im Bereich Bremsen sollten Sie sich das Modul ROBA-brake-checker zeigen und erläutern lassen. Dieses Modul, das die Bremse ansteuert, beinhaltet gleichzeitig auch die Lüft- und Verschleißkontrolle. Das geht in die Richtung eines Cyber-Physical-Systems, bei dem wir den Zustand der Anlage permanent überwachen können. Auch das Modul ROBA-torqcontrol als Einheit für Federdruckbremsen zählt zu dieser Entwicklung. Beide Produkte können wir zu attraktiven Preisen anbieten. Sehr wichtig ist heute auch, dass man diese Schaltungen auch zum Energiesparen einsetzen kann. Und natürlich werden wir auch unsere großen Überlastkupplungen ausstellen, die wir auch in Hannover gezeigt haben.

IEN: Sind die Module ROBA-brake-checker und ROBA-torqcontrol Eigenentwicklung von Mayr Antriebstechnik?
Klingler: Ja, selbstverständlich!

IEN: Könnten Sie uns einen Eindruck über Ihre Geschäfte geben?
Klingler: Der VDMA erwartet für unsere Branche ein Produktionswachstum von null bis zwei Prozent. Im Vergleich dazu wachsen wir wie in den Vorjahren wieder überdurchschnittlich gut - also knapp zweistellig. Wir veröffentlichen aber keine konkreten Umsatz- und Ergebniszahlen.

IEN: Sie sind mit Ihren Systemen in sehr vielen Branchen und Anwendungen vertreten. Ragt eine aus dieser Vielfalt heraus?
Klingler: Nein. Unsere Stärke ist, dass wir diese Vielfalt beherrschen können. Wir haben über 50 Prozent Sonderausführungen. Unsere Kunden schätzen, dass wir ihnen sehr individuelle Lösungen anbieten können.

IEN: Viele Sonderanfertigungen, wenig Konfektionsware - wie kommt man auf Rendite?
Klingler: Wir haben hochqualifizierte Ingenieure in Technik und Vertrieb, welche die Firma und ihre Produkte sowie die Branchen und die Bedürfnisse der Kunden in- und auswendig kennen. Wir nutzen eine hervorragende Test- und Versuchsanlage im eigenen Haus. Unsere Ausbildungsquote liegt bei 16 Prozent. 55 Prozent unserer Mitarbeiter haben hier ihre Ausbildung gemacht. Hinzu kommt eine hochentwickelte Konfiguratorstrategie. Hohe Innovationskraft, Produktvielfalt und Qualität sind anders nicht machbar. Sie finden hier viele Mitarbeiter, die bei Mayr vom Lehrling zum Ingenieur durchgestartet sind. Ich selbst habe vor 36 Jahren als Ingenieur angefangen.

IEN: Ihre Produkte kommen auch bei der Rotor- und Kanzelsteuerung von Windenergieanlagen zum Einsatz. Wie sind Sie zu diesem Geschäftsfeld gekommen?
Klingler: Man braucht eine gute Technologie, einen aktiven Vertrieb und muss zu den jeweiligen Entwicklern und Großkunden Kontakt halten und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Und man muss mit Zuverlässigkeit überzeugen, nicht nur hinsichtlich des Produkts, sondern auch bezüglich Beratung, Lieferkette, Lieferversprechen - und das auch international. Unser Slogan: "Mayr - Ihr zuverlässiger Partner" wird jeden Tag aufs Neue gelebt.

IEN: Ist Deutschland Ihr wichtigster Markt?
Klingler: Ja, aber China ist ein sehr stark wachsender Absatzmarkt. Darum bauen wir eineinhalb Stunden von Shanghai entfernt eine eigene Niederlassung mit Produktion. Der Markt ist riesig und wir wollen dort künftig mit unserem gesamten Produktprogramm antreten.

IEN: Wann ist Einweihung?
Klingler: Die Baufertigstellung ist Ende des Jahres. Die offizielle Einweihung findet dann sicher im Frühjahr 2016 statt. IEN: Wer sind dort Ihre Wettbewerber? Klingler: Typisch für die deutsche Antriebstechnik ist, dass ihre Hauptwettbewerber ebenfalls aus Deutschland kommen. Auch die Japaner und Italiener sind traditionell sehr gut in unserer Branche positioniert. Allerdings erleben wir vor allem in China nun auch mehr und mehr das Auftreten lokaler Wettbewerber.

IEN: Wie groß ist Ihr Auslandsgeschäft?
Klingler: Die deutsche Antriebstechnik hat einen Exportanteil von 70 Prozent. Wir liegen knapp darunter.

IEN: Wohin geht die technologische Entwicklung?
Klingler: Ganz klar in Richtung Industrie 4.0, also intelligentere Maschinenelemente. Sehr zentral sind aber auch die Themen Leistungsverdichtung und neue Werkstoffe, insbesondere Verbundwerkstoffe. Dabei geht es im Wesentlichen um mehr Leistung, weniger Gewicht, sowie um Material- und Energieeinsparung. Sehr viel Freude bereitet mir derzeit übrigens die hydraulische Schienenbremse. Ursprünglich für Werkzeugmaschinen entwickelt erlaubt die hohe Leistungsverdichtung nun Anwendungen in der gesamten Automatisierung. Desweiteren sehe ich im Werkzeugenmaschinen-, Windenergie- und Aufzugsbereich neue und sehr interessante Antriebstechnologien. Mehr möchte ich in diesem wettbewerbsintensiven Umfeld aber noch nicht preisgeben.

IEN: Herr Klingler, vielen Dank für das Gespräch.


Mit Herrn Klingler hat IEN Redakteur Thomas Bauer gesprochen