„Die Halbleiter- und Automobilindustrie gehören zu den anspruchsvollsten Branchen“

Interview TR mit Johann Salzberger, Geschäftsführer Micro-Epsilon Messtechnik

  • Johann Salzberger ist Geschäftsführer der Firma Micro-Epsilon Messtechnik.
    Johann Salzberger ist Geschäftsführer der Firma Micro-Epsilon Messtechnik.
  • Große Vielfalt an physikalischen Messverfahren
    Große Vielfalt an physikalischen Messverfahren
  • Für Kundenanpassungen sind nahezu alle Freiheitsgrade für die äußere Form der ECT-Sensoren möglich.
    Für Kundenanpassungen sind nahezu alle Freiheitsgrade für die äußere Form der ECT-Sensoren möglich.

TR: Herr Salzberger, kürzlich meldete der Branchenverband AMA für den Bereich Messtechnik und Sensorik ein Umsatzplus von sieben Prozent im ersten Quartal 2014. Deckt sich dies in etwa mit Ihren Zahlen?
Salzberger: Wir berichten unsere Zahlen ebenfalls zum Branchenverband AMA. Im angesprochenen Quartal decken sich unsere Zahlen mit der AMA. Im Mittel lagen wir in den vergangenen Jahren mit unseren Zahlen stets über denen der Branche. Das deckt sich mit unseren Zahlen.

TR: Welche Industriebereiche stellen sich gegenwärtig besonders positiv dar, und wo könnte es besser laufen?
Salzberger: Besonders positiv stellen sich für uns die Halbleiter- und Automobilindustrie sowie die Luftfahrtindustrie dar. Auch die Fabrikautomation ist ein guter Absatzmarkt für Micro-Epsilon. Etwas besser könnte es zurzeit im klassischen Maschinenbau laufen.

TR: In der eingangs erwähnten Verbandsstatistik ist auch von einem geplanten Personalausbau bei vielen Unternehmen die Rede. Ist dieser auch bei Micro-Epsilon geplant?
Salzberger: Micro-Epsilon wächst sowohl in der Mutterfirma als auch in der gesamten Unternehmensgruppe. Damit gehen auch Investitionen in zusätzliches Personal.

TR: Macht sich der viel zitierte Fachkräftemangel auch in Ihrer Branche bemerkbar?
Salzberger: Es ist immer eine Herausforderung Kollegen zu finden, die nicht nur fachlich, sondern auch menschlich zum Unternehmen passen. Wir stellen aber Engpässe in erster Linie bei den Facharbeitern, nicht so sehr bei den Ingenieuren fest.

TR: Kommen wir auf die Technik zu sprechen. Ob bei kapazitiven oder Wirbelstromsensoren, der Wegmessung oder anderen Messsystemen: Micro-Epsilon ist besonders stark in der Fertigung von Messtechnik für den OEM-Bereich. Was macht Ihre Produkte für OEM-Anwender so attraktiv?
Salzberger: Wir bieten dem Kunden zunächst objektive Beratung in Hinblick auf die Verwendung des bestgeeigneten Messverfahrens. Unser Anspruch ist, die beste Lösung für den Kunden zu finden. Dies bedeutet auch, dass wir bereit sind, kundenspezifische Produkte zu entwickeln, falls die Aufgabe dies erfordert. Trotz der Größe der Unternehmensgruppe haben wir unsere Flexibilität in der Entwicklung bewahrt. Das schätzen unsere Kunden. Außerdem erfordern die OEM-Anwendungen ein gutes technisches Verständnis des eigenen Produktes und auch der Kundenaufgabe. Hier punktet Micro-Epsilon mit gut ausgebildetem technischem Vertrieb und einer engen Verzahnung mit der Entwicklung in der Lösungsfindung.

TR: In welche Branchen liefern Sie dabei hauptsächlich? Können Sie einige konkrete Einsatzbeispiele nennen?
Salzberger: Maschinenbau, Elektronik- und Halbleiterfertigung. Konkrete Beispiele sind die Positionsüberwachung in den Lithografiemaschinen, Qualitätskontrolle in der Produktion von Premium-Handys, Positionsmessung in Hydraulikventilen, Verschleißmessung in Schiffsmotoren, schnelle Spiegeljustierung zur Lasersteuerung.

TR: Wie eng arbeiten Sie bei der Entwicklung kundenspezifischer Lösungen mit ihren Kunden zusammen?
Salzberger: Der Kunde gibt uns die Aufgabenstellung vor. Danach arbeiten wir in einem Expertenteam aus Vertrieb, Produktmanagement, Entwicklung und Kunde an der technischen Lösung zusammen.

TR: Welche Branchen zählen dabei zu den Anspruchsvollsten, was die Anforderungen an Sensoren und Messtechnik anbelangt?
Salzberger: Am anspruchsvollsten sind Halbleiter- und Automobilindustrie. Generell kann man sagen, dass je mehr Präzision gefordert wird, desto höher die Herausforderung ist. Auch die Umwelt- und Einbaubedingungen bewirken meist erhöhten Entwicklungsaufwand.

TR: Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Ende diesen Jahres werden Sie in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Wie blicken Sie auf Ihre Jahre bei Micro-Epsilon zurück, welche Erfahrungen waren besonders eindrucksvoll und welche Zukunft prognostizieren Sie "Ihrer" Branche?
Salzberger: In meiner Zeit bei Micro-Epsilon war es nie langweilig. Wir hatten ständig neue Herausforderungen für neue Produkte, neue Aufgaben und Lösungen. Von der technologischen Seite waren hier ständige Innovationsanstöße notwendig. Auch die wachsende Anpassung des Unternehmens an neue Größenklassen war spannend. Hiermit meine ich die organisatorischen und strategischen Entscheidungen, oder die kontinuierliche Neuausrichtung des Unternehmens im Marketing auf die sich ständig verändernden Märkte, insbesondere auf die globalen Märkte. Dass Micro-Epsilon sich über mehrere Jahrzehnte sehr erfolgreich und nachhaltig entwickelt hat, ist natürlich eine besonders erfreuliche Erfahrung. Ich sehe für die Sensorikbranche auch die Zukunft sehr positiv.
Ressourcenschonung, Energieeinsparung, Effizienzsteigerung, Automatisierung, Sicherheit, Qualität, Versorgung der Menschheit - alle diese Aufgaben benötigen für ihre Umsetzung Sensoren in irgendeiner Art. Denken Sie z.B. an das Stichwort Industrie 4.0 - Voraussetzung dafür werden präzise und intelligente Sensoren sein.