Gurken mit Stammbaum

Handelsketten haben zunehmend Produkte aus der Region im Sortiment. Hierfür müssen die Lieferanten einen nachvollziehbaren Herkunftsnachweis gewährleisten.

  • Jährlich werden an den Hengstenberg-Standorten Tonnen von Gurken angeliefert und verarbeitet
    Jährlich werden an den Hengstenberg-Standorten Tonnen von Gurken angeliefert und verarbeitet
  • Chargenverfolgung durch Lesen des Etiketts auf der Seite aller Behälter
    Chargenverfolgung durch Lesen des Etiketts auf der Seite aller Behälter
  • Gurken mit Stammbaum
    Gurken mit Stammbaum

Wenn Gewürzgurken auf den Tisch kommen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass das Esslinger Unternehmen Hengstenberg hinter dem Gaumenschmaus steht. Schon im Jahr 1876 beteiligte sich Richard Alfried Hengstenberg an einer Essigfabrik. Zu den ersten Produkten gehörten auch Senf und Gurken. Danach folgten Sauerkraut-, Rotkraut- und Tomatenprodukte. In Esslingen befindet sich die Hauptverwaltung, in Bad Friedrichshall ein Produktionsstandort und die Zentrallogistik. Hier produzieren regulär etwa 150, in der Hauptsaison 250 Mitarbeiter insbesondere Gewürzgurken in allen nur denkbaren Variationen.

Automatisierte Abläufe bei der Anlieferung

Unlängst hat Hengstenberg in Bad Friedrichshall seine Warenvereinnahmung für Gurken automatisiert und in diesem Zuge ein modernes System mit Cognex Barcode-Scannern für die Nachverfolgung der einzelnen Anlieferungen installiert. Vor allem die Abnehmermärke von Hengstenberg, aber auch die Endverbraucher fordern heute einen nachvollziehbaren Nachweis über die Herkunft der Produkte. Bei Handelskunden geht es dabei vor allem um Aspekte der Qualitätssicherung, Endverbraucher wollen vor allem wissen, ob eine „Deutschlandgurke“ auch tatsächlich und nachweislich in Deutschland angebaut und produziert wurde.
Aus diesen Gründen wurden bei Hengstenberg mehrere Cognex Scanner vom Typ DataMan 302L an der Waschanlage appliziert. Sie sind zentraler Teil des Track-and-Trace-Systems, mit dem Hengstenberg genau die Herkunft der klassifizierten Gurken nachweisen kann. Nur wenn die Prüfung der Hersteller- und Produktdaten erfolgreich war, wird der nächste Schritt freigegeben und die Gurken gelangen in die weitere Produktion. Die von den Scannern gelesenen Etiketten erlauben eine sofortige Auswertung der Codes und auch die langfristige Speicherung der Daten. Damit erfüllt Hengstenberg perfekt die Vorgaben seiner Abnehmer. 
Der für das Projekt verantwortliche IT-Mitarbeiter Thushyanthan Nadarasa ist nun schon fast 25 Jahre für Hengstenberg tätig. Er sagt zur Auswahl der Scanner: „Wir als Markenhersteller hatten klare Vorstellungen von der Qualität, die wir von den Automatisierungskomponenten fordern. Deshalb haben wir uns ganz bewusst und recht schnell für Cognex entschieden, weil dieser Spezialist für höchste Qualität bei ID- und Bildverarbeitungssystemen steht. Die Zusammenarbeit hat sehr gut funktioniert, die Inbetriebnahme ging reibungslos und sehr schnell.“

Vor dem Waschen klassifizieren und etikettieren

Die Erntesaison für Einlegegurken beginnt im Juni und dauert bis September. In dieser kurzen Zeitspanne werden Gurken für ein Jahr produziert. Dabei darf nichts schiefgehen, die Anlagen müssen in dieser Zeit mit hoher Produktivität laufen. Zwar ist die Gurkenernte mit viel Handarbeit verbunden, doch gerade deshalb hat die Automatisierung für Hengstenberg einen hohen Stellenwert. 
Über Förderbänder und Gebläseeinrichtungen gelangen die angelieferten Gurken, die frisch von den Feldern der Region geerntet wurden, zur Sortieranlage. Hier arbeiten fleißige Helfer, die die nach Größe sortierten Gurken gemäß Zustand und Form klassifizieren und sie über Trichter den jeweiligen Behältern zuführen. Sie werden gewogen und die Daten an die Steuerung übertragen. Diese generiert ein Label am Etikettenspender, das auf die Behälter aufgeklebt wird und alle spezifischen Produktdaten enthält, wie zum Beispiel Herkunft, Datum, Menge oder Klasse, z. B. 6/9er Gurken. 
Nach der Sortierung geht es zu den Waschanlagen. Im Minutentakt bringen Stapler die Behälter mit den Gurken zu den Wannen der Waschanlage, in denen sie für die Weiterverarbeitung gereinigt werden. Hier befinden sich vier Cognex Scanner vom Typ DataMan 302L fest eingebaut in stabilen Gerätesäulen, die am Boden montiert sind. Somit sind sie gut geschützt vor Remplern, die ihnen die Stapler schon mal zumuten können.

Codes lesen und Daten abgleichen

Wenn sich ein beladener Stapler den Wannen nähert, betätigt er einen Trigger. Der DataMan 302L Scanner mit Rotlicht-Beleuchtung und einer 10,3-mm-Flüssiglinse wird durch das Trigger-Signal in den Dauerbetrieb versetzt (Continuous Mode). Daraufhin liest er das Etikett auf der Seite des Behälters. In dieser Phase werden die gelesenen Daten an die Steuerung der Anlage übergeben und analysiert.
Bei positivem Abgleich mit der Datenbank entlädt der Fahrer die Gurken in die Wanne. Dieser Prüfprozess dauert nur wenige Sekunden, das Ergebnis wird dokumentiert und eine Vermengung der Chargen zuverlässig verhindert. Außerdem kann Hengstenberg mit der Verifizierung und Speicherung der Daten jederzeit die geforderten Erzeuger- und Produktnachweise liefern. Für Thushyanthan Nadarasa kommt es neben der Nachverfolgbarkeit vor allem auf die Verfügbarkeit an: „Die Identifikation mit dem Scanner und der Datenabgleich mit der Steuerung lief von Anfang an stabil. Die Leserate ist annähernd 99,99 Prozent. Mit der Integration der Scanner in unsere Logistik und dank unserer Datenhaltung können wir die Chargen auch noch nach Jahren bis zum jeweiligen Feld bzw. Bauern zurückverfolgen.“

Automatisierung bietet weitere Potenziale

In der Automatisierung seiner Prozesse sieht Hengstenberg Möglichkeiten, den immer strengeren Anforderungen seiner Abnehmer nach Transparenz und Herkunftsnachweis nachzukommen. Außerdem erhofft sich Hengstenberg mit den Maßnahmen, manuelle Aufwände zu verringern und die Qualität von Prozessen noch weiter zu verbessern. 
Thushyanthan Nadarasa sagt zur Einführung des neuen Systems: „Natürlich gab es Vorbehalte, einige dachten: Brauchen wir das wirklich? Doch jetzt herrscht große Erleichterung und Einigkeit darüber, dass es richtig war, sich dafür zu entscheiden. Wir konnten das Projekt dank dem guten Support von Cognex in knapp vier Monaten umsetzen und hatten seither keine Ausfälle bei den Etikettenlesungen.“