Intelligente Integration für alle Industriebereiche

Wie die HANNOVER MESSE den Wandel der Industrie widerspiegelt und begleitet. Ein Interview mit Arno Reich, Geschäftsbereichsleiter HANNOVER MESSE, Deutsche Messe AG

  • Arno Reich, Geschäftsbereichsleiter HANNOVER MESSE, Deutsche Messe AG
    Arno Reich, Geschäftsbereichsleiter HANNOVER MESSE, Deutsche Messe AG
  • Intelligente Integration für alle Industriebereiche
    Intelligente Integration für alle Industriebereiche
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    Intelligente Integration für alle Industriebereiche

IEN D-A-CH: Klimaschutz als Gebot der Stunde verlangt einen vollständigen Umbau der Energieversorgung hin zu flexiblen, digital integrierten Energiesystemen. Was tut die Hannover Messe, um sich auf diese anspruchsvolle Aufgabe einzustellen?
Reich:
Die HANNOVER MESSE konzentriert sich auf die Schlüsselthemen, die Energie und Industrie verbinden: dezentrale Energieerzeugung, Energiemanagement und Mobilitätslösungen. Dabei bringt der Energiesektor der HANNOVER MESSE nicht nur Anbieter und Nutzer von Energieprodukten, Energielösungen und Energiedienstleistungen zusammen, sondern auch wichtige Entscheidungsträger aus der Politik. Sonderschauen und Foren zu Themen wie Sektorenkopplung, dezentrale Energieversorgung oder Wasserstoff- und Brennstoffzellen runden das Programm ab.

IEN D-A-CH: Intelligente Technologien wie künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und virtual reality werden heute bereits vielerorts eingesetzt. Jetzt ist die Industrie gefordert, sich dieser Entwicklung anzuschließen. Angenommen, Sie hätten ein „Smartometer“ - wo würden Sie den „Intelligenzquotienten“ der Branche heute ansetzen und wie ließe er sich weiter steigern? 
Reich: Mit ihrem übergreifenden Leitthema „Integrated Industrie“ hat die HANNOVER MESSE die Entwicklung der Smart Industry schon seit einigen Jahren im Blick. Tatsächlich wurde der Begriff Industrie 4.0 sogar auf der HANNOVER MESSE 2011 geprägt, seinerzeit als Ansatz zur Digitalisierung der Fertigung. Heute ist dieser Ansatz bereits Realität geworden: Immer mehr Unternehmen setzen auf Digitalisierung, um die Effizienz zu steigern und um wettbewerbsfähig zu bleiben. Der Fokus liegt heute auf Bereichen wie maschinellem Lernen, augmented und virtual reality, kollaborativen Robotern und Plattformökonomien. Diese Technologien sind derzeit die Treiber der industriellen Transformation.

IEN D-A-CH: Warum ist die intelligente Integration sämtlicher Bereiche („Smart Integration“) heutzutage so wichtig? Welche großen Vorteile können Industrieunternehmen daraus ziehen? 
Reich: Die Integration ist wichtig, weil sie alle Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette verbindet, von Herstellern und Zulieferern bis zu Kunden und Logistikpartnern. Die Integration ermöglicht den Echtzeit-Zugriff auf Informationen, verbessert die Effizienz, senkt die Kosten und fördert die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle.

IEN D-A-CH: Warum sollte Ihrer Meinung nach ein Unternehmen angesichts der tiefgreifenden geopolitischen Veränderungen und sozialen Instabilität auf der ganzen Welt und auch in Europa nach wie vor in einen Auftritt auf der Hannover Messe investieren? Welchen Hauptnutzen bietet die Messe?
Reich: Wenn jemand große Investitionen tätigt, möchte er das Produkt sehen und den Vertriebsmitarbeiter persönlich treffen. Auf der HANNOVER MESSE stellen Unternehmen aus, weil sie dort auf potenzielle Kunden aus aller Welt treffen. Auf der HANNOVER MESSE präsentieren Unternehmen ihr komplettes Produktportfolio, darunter zahlreiche Weltpremieren. Für den Besucher wird die Messe damit zum One-Stop-Shop für neueste Technologien und Lösungen. Die Aussteller zeigen im Verlauf der Messe mehr als 500 Anwendungsbeispiele zu Industrie 4.0 und generieren insgesamt rund 6,5 Millionen Businesskontakte.

IEN D-A-CH: Stellen Sie sich vor, Sie wären ein wichtiger Entscheider eines kleinen oder mittelständischen Unternehmens: Welche Schritte sind für den Einstieg in die digitale Transformation wichtig, und wo kann man die richtige Unterstützung finden? 
Reich: Für Unternehmen, die mit ihrem eigenen digitalen Umbau ernst machen möchten, ist die HANNOVER MESSE der perfekte Ort, um die vorhandenen Möglichkeiten zu sondieren. An fünf Tagen präsentiert die Messe alle inhaltlichen Schwerpunkte der Branche, von Industrie 4.0 über Automatisierung und Roboter bis hin zu Maschinenbau, Energiesystemen und Einzelkomponenten – alles gleichzeitig an einem Ort. Für 2019 erwarten wir 6 500 Aussteller aus 75 Ländern. Keine andere Veranstaltung bietet Zugang zu so vielen Produkten, Lösungen und Dienstleistungen.

IEN D-A-CH: Die ComVac, die als internationale Leitmesse für Druckluft- und Vakuumtechnik parallel zur Hannover Messe läuft, ist nahezu ausgebucht. Können Sie die Gründe für diesen Erfolg erklären? Gibt es Länder, die in besonderem Maße zu diesem Wachstum beigetragen haben?
Reich: Wir erwarten, dass die ComVac im Vergleich zu 2017 zulegen wird. Warum? Weil Druckluft- und Vakuumsysteme für die Industrie unverzichtbar sind: Wenn sie aufhören zu arbeiten, stoppt die Produktion – genauso wie bei einem Stromausfall oder einer Störung der IT. Darüber hinaus verbessert die Druckluft- und Vakuumtechnik die Energieeffizienz erheblich. Hinzu kommt, dass die Unternehmen der Branche neuen Geschäftsmodellen sehr aufgeschlossen und innovationsfreudig gegenüberstehen. So haben Firmen zum Beispiel die Möglichkeit, Kompressoren zu mieten und pro genutzter Einheit zu bezahlen. Beigetragen zum Wachstum der ComVac haben aber vor allem Unternehmen aus Deutschland, der Türkei und China.

IEN D-A-CH: Vielen Dank für das Interview!

Interview: Sara Ibrahim