Technologischen Möglichkeiten für die Industrie von heute und morgen aufzeigen

Wir haben mit Hubertus von Monschaw, Global Director Trade Fair and Product Management HANNOVER MESSE der Deutsche Messe AG über die HANNOVER MESSE 2023 und ihre Ziele in einem herausfordernden Umfeld gesprochen.

  • Hubertus von Monschaw, Global Director Trade Fair and Product Management HANNOVER MESSE. © Deutsche Messe AG
    Hubertus von Monschaw, Global Director Trade Fair and Product Management HANNOVER MESSE. © Deutsche Messe AG
  • © Deutsche Messe AG
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IEN D-A-CH: Nach der zweijährigen Pandemiepause kam die HANNOVER MESSE im vergangenen Jahr als Live-Event zurück. Welche Veränderungen gab es im Vergleich zu den Veranstaltungen vor der Zwangspause? Welche Erwartungen haben Sie an die Ausgabe 2023?
Von Monschaw:
Nach einer derart langen Pause mit sehr vielen Einschränkungen im Hinblick auf Kontakte und Reisen dauert es, bis eine so große internationale Messe wie die HANNOVER MESSE wieder das Vor-Corona-Niveau erreichen wird, aber wir sind auf einem sehr guten Weg. In diesem Jahr erwarten wir rund 4.000 Aussteller aus aller Welt auf dem Messegelände. Das gesamte wirtschaftspolitische Umfeld hat sich in den vergangenen Jahren durch die Pandemie sowie durch den Krieg in der Ukraine komplett verändert. Von daher steht die Industrie heute vor völlig neuen Herausforderungen, dabei stehen die Themen Energieknappheit, unterbrochene Lieferketten, Fachkräftemangel oder der Klimawandel ganz oben auf der Liste. Die Lösung dieser Probleme liegt unter anderem im konsequenten Einsatz von Technologien. Gleichzeitig müssen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen richtig gesetzt werden. Die HANNOVER MESSE 2023 bietet Beides: Technologien für eine vernetzte und klimaneutrale Industrie sowie die Weltbühne für den Diskurs zwischen Industrie, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft.

IEN D-A-CH: Welche Erfahrungen haben Sie mit der Digitalisierung der Messe und dem Einsatz Ihres Networking-Tools gemacht? Welche Veränderungen wird es für kommende Veranstaltungen geben und auf was können sich Besucher und Aussteller aus Ihrer Sicht freuen?
Von Monschaw:
Die komplette Digitalisierung der HANNOVER MESSE in 2021 erfolgt, weil eine Präsenzveranstaltung nicht möglich war. Wir haben in dieser Zeit viel gelernt und können das erworbene Know-how nun so einsetzen, dass digitale Elemente die Präsenzmesse ergänzen und stärken. Für die kommende Veranstaltung werden wir zum Beispiel ein Live-Streaming von fast allen Bühnen der HANNOVER MESSE anbieten. Darüber hinaus können Besucher virtuell an den unterschiedlichen Guided Tours teilnehmen, die wir zu unterschiedlichen Themen anbieten, oder sich digital mit Ausstellern oder anderen Besuchern vernetzen. Die Networking-Tools sind mittlerweile Standard auf unseren Messen.

IEN D-A-CH: Können Sie uns mehr über das Leitthema der HANNOVER MESSE 2023 „Industrial Transformation – Making the Difference“ und die zu diskutierenden Branchentrends erzählen? Was werden aus Ihrer Sicht die Highlight-Themen sein?
Von Monschaw:
Die HANNOVER MESSE ist die einzige Veranstaltung weltweit, auf der die führenden Unternehmen aus dem Maschinenbau, der Elektro- und Digitalindustrie sowie der Energiewirtschaft gemeinsam Lösungen für eine klimaneutrale Industrie zeigen. Als industrielles Ökosystem machen sie die notwendigen Veränderungen möglich – Veränderungen in der Art wie wir produzieren, wirtschaften, zusammenarbeiten.
Von der Digitalisierung und Automatisierung von komplexen Produktionsprozessen über den Einsatz von Wasserstoff zum Betrieb ganzer Produktionsanlagen bis hin zur Anwendung von Software zur Erfassung und Reduzierung des C02-Fußabdrucks bietet die HANNOVER MESSE ein ganzheitliches Bild der technologischen Möglichkeiten für die Industrie von heute und morgen. In HANNOVER MESSE werden innovative Lösungen gezeigt, die auf viele der aktuellen Krisen und globalen Megatrends Antworten geben.
Ein wichtiger Industrietrend ist die Künstliche Intelligenz. Sie spielt in der Industrie eine immer größere Rolle. Neben der Optimierung von Prozessen setzt die produzierende Industrie zunehmend auf KI in der Simulation und in der Produktentwicklung. Auch die sogenannte generative KI wird den Weg in die Industrie finden. Systeme wie ChatGPT oder DALL-E können heute schon beim Texten, Programmieren und Designen unterstützen. Es ist durchaus denkbar, dass eine KI künftig Maschinen entwirft. Zum Thema KI bietet die HANNOVER MESSE ein umfassendes Angebot an Besucherführungen, Foren und Präsentationen von KI-Tools und Use Cases der Aussteller.

IEN D-A-CH: In Zeiten von Energieknappheit, Klimawandel und Supply-Chain-Problemen sind kleine und große Unternehmen begierig, praktikable Lösungen durch Technologie zu finden. Welche Antworten zu ihren Fragen werden die Fachbesucher auf der HANNOVER MESSE finden können?
Von Monschaw:
Anbieter von Energiemanagement Lösungen zeigen auf der Messe unter anderem Smart Energy Monitoring-Systeme. Sie unterstützen dabei, Energieverbräuche auf Maschinenebene zu ermitteln, zu optimieren und damit den C02-Fußabdrucks zu reduzieren.
Ungeregelte Motoren in Pumpen, Ventilatoren, Kompressoren oder Maschinen gehören in vielen Fabriken heute noch zum Alltag. Ohne intelligente Steuerungstechnik und das Zusammenspiel von Elektrotechnik und IT sind Effizienzsteigerungen bei der Energie kaum umsetzbar.
Neben der Steigerung von Energieeffizienz geht es auf der HANNOVER MESSE auch um den künftigen Einsatz von grünem Wasserstoff. Damit will die Industrie sich aus der Abhängigkeit von fossiler Energie lösen und CO2-Emissionen reduzieren. Das Bundesamt für Wirtschaft und Klimaschutz bezeichnet Wasserstoff derweil als einen Schlüsselenergieträger, der für den langfristigen Erfolg der Energiewende und für den Klimaschutz essenziell ist. Aber auch hier gibt es Herausforderungen, da die Herstellung von grünem Wasserstoff aufwändig und teuer ist. Fragen der Verfügbarkeit, des Transports, der Speicherung im großen Maßstab werden auf der Messe diskutiert. Mehr als 500 Unternehmen zeigen Lösungen für den Einsatz von Wasserstoff in der Industrie. Damit ist Hannover die weltweit wichtigste und größte Plattform zum Thema Wasserstoff.
Die HANNOVER MESSE ist aber auch eine umfassende Wissensplattform. Auf unseren Bühnen werden die Industrietrends noch einmal vertieft und sowohl aus technologischer als auch wirtschaftspolitischer oder gesellschaftlicher Sicht beleuchtet.

IEN D-A-CH: Partnerland ist in diesem Jahr Indonesien. Wie werden indonesische Aussteller auf der Messe vertreten sein und wie viele Aussteller werden es voraussichtlich?
Von Monschaw:
Unter dem Motto „Making Indonesia 4.0“ erwarten wir mehr als 150 Unternehmen aus Indonesien. Das Land verzeichnete für das vergangene Jahr ein Wirtschaftswachstum von mehr als 5 Prozent und hat stark von den hohen Rohstoffpreisen profitiert. Bis 2030 möchte Indonesien eine der zehn größten Volkswirtschaften der Welt sein.

IEN D-A-CH: „Making Indonesia 4. 0“ ist das Motto des Landes für die HANNOVER MESSE 2023. Politik und Wirtschaft Indonesiens arbeiten daran, die Digitalwirtschaft auf- und auszubauen. Welche weiteren Industrie- und Technologiebereiche werden die Aussteller in Hannover präsentieren?
Von Monschaw:
Indonesien will mehr arbeitsintensive Fertigung ins Land holen und wird auf der HANNOVER MESSE die Chance nutzen, sich als Produktionsstandort zu präsentieren. Dafür wurden das Investitionsrecht und das Arbeitsrecht liberalisiert und damit zahlreiche Wirtschaftssektoren für ausländische Investoren geöffnet. Darüber hinaus sollen Steueranreize Mittel in die Exportproduktion lenken.

IEN D-A-CH: Wir danken Ihnen für das informative Gespräch!